An heissen Sommertagen, nach dem Heuen oder der Heuernte war es das Schönste, im Trabi 500 zum nächstgelegenen Steinbruch zu fahren und sich abzukühlen. Wir Kinder waren diejenigen, die unter dem Dach des Haflingerstalls das Heu in die letzten Ecken stopften, während unsere Grossmutter das Heu mit einer Heugabel hochreichte, und sie wiederum das Heu vom Grossvater, der auf dem Hof stand, in Empfang nahm. Das Fenster zum Hof im Dachgeschoss des Haflingerstalls war übrigens der Ort des Geschehens. Unterm ungedämmten Dach war es heiss und stickig und das Heu kratze und krabbelte am ganzen Körper, allerdings roch es sehr gut und die Aussicht auf eine Steinbruchfahrt lies uns willig, sogar motiviert stopfen.
Es gibt unheimlich viele stillgelegte Granitsteinbrüche in der Umgebung. 170 Jahre Granitabbau haben die Oberlausitz durchlöchert wie einen schweizer Käse. Viele dieser Steinbrüche haben eine neue Nutzung gefunden: dei meisten Einheimischen haben in solch einem Granitbecken das Schwimmen gelernt.
Oft haben sie eine schöne Lage, meist an einem Berg, rundherum bewaldet und sie sind gefüllt mit Grund- und Regenwasser. Der Zugang ist mancherorts abentuerlich und erfordert mitunter Trittfestigkeit. Sie sind sehr tief und daher wirkt das Wasser fast schwarz. Die Kanten fallen abrupt ab und man kann Steinvorsprünge nur erahnen. Daher gilt: Man sollte gut schwimmen können und man darf auf keinen Fall hineinspringen, auch wenn es Einheimische vormachen. Baden im Steinbruch ist immer auf eigene Gefahr und in den meisten Steinbrüchen ist dieser Hinweise angeschrieben. Für kleine Kinder eher ungeeignet, da es keine flachen Einstiege gibt und es zu gefährlich für ungeübte Schwimmer ist.
Ein besonders schöner Steinbruch ist der in Neuschmölln. Eigentlich sind es drei nahe beieinanderliegende Brüche. Sie wurden von einem Liebhaber aus Gaussig gekauft, mit Edelstahlleitern versehen und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Schon der Weg dorthin ist etwas abenteuerlich und fast schon geheimnisvoll. Man fährt die Neuschmöllner Strasse in Putzkau so weit nach oben, bis sie in eine kleine Strasse, dann in eine noch kleinere Strasse und am Schluss in einen Waldweg mündet. Viele verlässt auf dem Weg nach oben der Mut und die Zuversicht, auf dem richtigen Weg zu sein – aber nur nicht beirren lassen, es lohnt sich! Das Auto kann man am ersten Bruch stehen lassen. In der Regel ist dort genügend Platz, denn man ist fast immer allein dort, insbesondere am Abend. Man folgt rechter Hand dem Waldweg hinauf bis man zum zweiten Bruch gelangt. Hier kann man über eine steile Stahlleiter nach unten zum Einstieg in das kühle Nass klettern oder man läuft den Pfad weiter zum dritten und romantischsten der Brüche weiter. Es folgt eine steile Treppe zum tiefer gelegenen Bruch, entlang bis zum hinteren Ende, wo eine geeignete Einstiegsstelle ist.
Und jetzt heisst es: das wunderbare, erfrischende, weiche Wasser geniessen! Ein tolles Gefühl, vielleicht am Abend, nach einem heissen Sommertag, ganz allein seine Runden zu ziehen.
Mehr Infos zum Thema Granitabbau in der Oberlausitz findet man aud der Webseite Industriekultur Oberlausitz.
STECKBRIEF
Adresse: Neuschmöllner Str., 01877 Schmölln-Putzkau
Entfernung/Fahrzeit: 10 min (Auto) / 7.5 km
Parkmöglichkeit: am ersten Steinbruch (in dem man nicht baden kann)
Barrierefrei: nein
Zeitbedarf: je nach Bedarf
Öffnungszeit: immer
Anfahrtsbeschrieb: siehe Text und kmz-Datei zum Download
Sonstiges: nicht für Kinder und nur für sichere Schwimmer geeignet, baden auf eigene Gefahr
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